Folge 16: Über das Flanieren

Wenn du dachtest, Flanieren sei das Gleiche wie Spazieren, nur auf französisch, wirst du nach dem Hören dieser Folge sicher überrascht sein. Denn Flanieren ist so viel mehr, als nur eine Runde um den Block zu drehen. Aber was genau ist dann die Definition? Dieser Frage versuchen wir heute auf den Grund zu gehen.

Über das Flanieren

Der Begriff des Flanierens stammt aus dem französischen und bedeutet so viel wie ohne besonderes Ziel umherschlendern. Nun könnte man denken, es sei dasselbe wie ziellos spazieren zu gehen. Doch beim Spazieren gehen, ist das Spazieren der Selbstzweck. Beim Flanieren ist dagegen andere beobachten und sich selbst sehen lassen der Zweck.

Ein Flaneur ist jemand, der durch die Straßen schweift, mit dem Strom geht und die anderen Menschen um sich herum beobachtet. Dabei mag er augenscheinlich etwas über die anderen lernen. Er sieht, wie sie sich bewegen, in welche Geschäfte sie eilen oder mit wem sie unterwegs sind. Daraus mag er vermeintliche Rückschlüsse über die Personen ziehen können. Wer hat sich selbst noch nicht dabei erwischt, wie man anderen Menschen hinterhergeschaut hat und sich gefragt hat, ob die beiden vielleicht ein Date haben, oder in welchem Verhältnis sie zueinander stehen?

Menschen sind Meister darin unbewusst zu flanieren. Man will eigentlich nur einen Weg von A nach B zurücklegen und sieht dieses Paar, bei dem man sich fragt, sind es Geschwister, Freunde, ein Liebespaar. Man beobachtet sie einen Moment zu lange und für diesen kurzen Moment vergisst man sein eigentliches Ziel. Nun bedeutet flanieren ziellos umherschlendern. Da man für diesen Moment kurz das Ziel vergessen hat, weil der Kopf mit den Fragen über das Paar beschäftigt ist, wird man zu einem Flaneur. Nur für den einen Moment. Bis man das Paar aus den Augen verloren hat und weitereilt dorthin, wo man eigentlich hinwollte. Kann man also nur beim Gehen zum Flaneur werden?

Ein sehr ähnliches Beispiel ist das Sitzen in einem Café. Man sitzt dort eigentlich, um eine Tasse Kaffee zu trinken. Das ist der Zweck. Es ist sonnig, man sitzt draußen auf einem schönen Platz. Viele Leute sind unterwegs und man beobachtet die vorbeieilenden Menschen. Man überlegt sich, von wo sie gerade kommen, wo sie hingehen, wer sie sind. Der Zweck des Kaffeetrinkens wird von den Gedanken über die anderen Personen überdeckt. Man flaniert im Straßencafé.

Wir sind Annemarie und Christian. Hauptberuflich seit vielen Jahren in der Medienbranche tätig, lässt uns unsere Leidenschaft, nämlich Bilder und gesprochene Worte, auch im Privaten kaum los. Und so entstand Mitte 2022 aus einer Idee am Mittagstisch dieser gemeinsame Podcast, der es mittlerweile sogar über die Grenzen Deutschlands hinaus geschafft hat und regelmäßig z.B. auch in Dänemark, der Schweiz und Japan gehört wird.