Nein, heute geht’s nicht schon wieder um eines unserer Lieblingsgetränke. Vielmehr sprechen wir in dieser Folge über ein, nennen wir es „gastronomisches Erlebnis“, welches Annemarie vor Kurzem widerfahren ist – und warum hippe Cafés zwar voll im Trend liegen, der erwartete Service dort allerdings nicht selten auf der Strecke bleibt.
Juli liebt Kaffee
Wo ist er hin, der Wille zum guten Service? Was ist geworden aus: Der Kunde ist König? Keinesfalls darf man sich alles erlauben. Auch Kunden obliegen dem Anstand, der Höflichkeit und der Menschlichkeit. Doch ist ein mangelhaftes gastwirtliches Gespür ungelernten Servicepersonals zu beobachten. In jeder Form der Gastronomie, vom Brauhaus übers Frühstückscafé, bis zum feinen italienischen Restaurant hält eine mangelhafte Einstellung zu Serviceleistungen des Personals Einzug.
So geschehen: Sonntagmorgen ein Café betreten. Nicht sonderlich groß, einigermaßen voll, aber nicht jeder Tisch ist besetzt mit fast leerem Außenbereich. Nur einer von sechs Zweiertischen belegt. Die Servicekräfte dennoch gestresst, daher fragt die Kundin, ob sie bestellen könne und sich raussetzen dürfe. Raussetzen ja, aber die Bedienung kommt sofort. 20 Minuten, immer noch keine Bedienung da. Die Kundin schaut ins Innere und will winken, aber es herrscht Hektik. Gut, man ist ja nicht so, man wartet noch einen Moment.
Andere Gäste kommen und gehen gleich wieder. Andere setzen sich ebenfalls draußen hin, nachdem sie drinnen waren. Der Gedanke der Kundin, ach, dann kommt sicher gleich eine Bedienung, sie müsste ja auch deren Bestellung aufnehmen. Weitere zehn Minuten vergehen. Okay. Noch nicht mal bestellt, denkt die Kundin. Dann gehe ich jetzt nochmal rein und frage freundlich nach. Ach ja, die Bedienung hat es noch nicht rausgeschafft, es ist viel los. (Eigentlich hat sie sogar zwei Mal rausgeschaut, aber nur um jemand bestimmten zu suchen, statt Bestellungen aufzunehmen). Der nett formulierte Hinweis, dass man schon eine halbe Stunde warte, um zu bestellen, wird von einer nebenstehenden Servicekraft quittiert mit „Wäre auch nicht schneller gegangen.“ Keine Worte der Entschuldigung. Allerdings macht das schon allein psychologisch etwas, wenn man schon bestellt hätte. Es wäre der Eindruck entstanden, dass man nicht vergessen wird, dass die Bestellungen nacheinander abgearbeitet werden und man zumindest irgendwann mal was bekommt. Psychologisch wäre auch eine Entschuldigung und nicht eine Rechtfertigung gut.
Egal, denkt die Kundin, jetzt kann sie doch an der Kasse bestellen. Es wird gleich rausgebracht. Also bestellt und wieder raus an den Tisch. Man könnte nun denken, aufgrund der langen Wartezeit bis zur Bestellung würden sie sich nun Mühe geben. Aber Fehlanzeige. Der andere Tisch draußen mit Kunden, die 20 Minuten später kamen, bekommen nun erstmal ihre Getränke. Ein Blick der Servicekraft verrät: Schon wieder vergessen. Nach insgesamt einer Stunde, ohne bedient worden zu sein, verlässt die Kundin das Café.